Rückblick - nicht nur für Ältere

30 Personen waren ins Altenheim auf der Karlshöhe, einem Gründungsmitglied des Vereins, gekommen, um diesen vielseitig gestalteten Vortrag zuzuhören.

Herr Zeck führte in seinen Vortrag ein, dass ein Rückblick nicht nur im Alter wichtig ist, sondern auch schon in jüngeren Jahren uns stets begleitet. Insbesondere ältere Menschen schauen in die Vergangenheit, Kindheit, Jugend und ihr Erwachsenenleben zurück, und die Generation, die jetzt alt ist und wird, hat dabei Kriegs- und Nachkriegserinnerungen, die möglicherweise besonders schmerzlich sind.

Die Frage ist, ob wir überhaupt zurückblicken können, wo die vergangene Zeit doch weg ist. Ein Philosoph sagte einmal: "Wir sind in jedem Augenblick schon die Geschichte unseres gelebten Lebens."

Und doch, wir können zurückblicken. Ist das eigentliche Bild auch verschwunden, so haben wir dennoch unsere Erinnerung und unsere Gefühle an dieses Bild, und so ist das Erlebte und Wahrgenommene nicht tot, sondern jede Erinnerung daran ist eine Reproduktion und dadurch ergeben sich neue Veränderungen und Formen des ursprünglich Erlebten.

An den Erinnerungen unseres Lebens hängt unsere Kontinuität in unserem Leben und macht unsere Identität aus. Wie schlimm muss es für Menschen sein, die an Dementiellen Erkrankungen leiden, nach und nach ihre Erinnerungen an ihr Leben verlieren, und diese nicht mehr abrufen können.

Welche Gefühle können im Rückblick aufkommen?

1. Der wehmütige Rückblick

Die Wehmut über das Verlorene, die Traurigkeit über das Versäumte. Träume gingen nicht in Erfüllung, und dadurch, dass wir uns oft entscheiden mussten, was wir tun, gingen uns andere Möglichkeiten verloren und konnten nicht er- und gelebt werden.

2. Der froh machende Rückblick

Aber in jedem Leben gibt es auch Geglücktes und Dinge, über die wir uns freuen können. Was wir erreicht und geleistet haben. Jeden Tag gibt es eine kleine Freude (außer wenn Depressionen oder Schmerzen uns gefangen halten). Und je dunkler es in uns und um uns ist, desto kleiner kann das Licht sein, das Freude bringt.

 

Freude und Leid können dabei sehr eng beieinander liegen. Zum Beispiel die Wehmut und Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen - und zugleich die große Freude über diese ge- und erlebte Liebe. Und so ist dieser geliebte Mensch zwar leiblich nicht mehr bei uns, aber in der Erinnerung und in uns, können wir ihn nie verlieren.

3. Der kritische Rückblick

Auch dies gehört dazu und kann hilfreich für die Zukunft sein. Die Einsicht, dass wir nicht vollkommen sind, kann zur Hilfe für die Zukunft werden. Sich eingestehen, dass man versagt hat, kann ermöglichen, dass wir die Auswirkungen mildern können. Und es führt uns zu der Bitte im Vater unser "Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern." Wie schwer das sein kann, wissen wir alle.

4. Der dankbare Rückblick

Auch im Alter können wir nicht rückwärtsgewandt gehen und leben, sondern es gibt durchaus Ereignisse und Dinge, auf die wir uns freuen können.

 

Im Rückblick kann der Dank zum Ausdruck kommen, dass wir dankbar sein dürfen und können, überhaupt gelebt zu haben und dieses Leben gehabt zu haben. Wie viel Führung und Fügungen gab es in unserem Leben?!

Und dieser Dank braucht ein Gegenüber. Das Geschenk "Leben" kommt von Einem, der es geschenkt hat.

Diesen Dank immer wieder bewusst erlebt und geäußert, kann zum Heilmittel werden.

Der Vortrag wurde nach jedem Gedankenschritt mit einem passenden Musikbeispiel unterbrochen, was zum innehalten und Nachdenken anregte und Zeit gab, diese Stunde als besonders wertvoll werden zu lassen.

 

Sabine Horn