Paul-Lechler-Preis 2018

Für „Hospizarbeit im Wohnheim für Menschen mit geistigen Behinderungen auf der Karlshöhe“

In einer besonders feierlichen Stunde wurde am 20. März 2018 im Hospitalhof der Paul-Lechler-Preis an die beiden diesjährigen Preisträger überreicht.

Das Hospiz Esslingen bekam den Preis für ihr Projekt „Letzte Fragen – Esslingen im Dialog“ und die Ökumenische Hospizinitiative im Landkreis Ludwigsburg für ihr Projekt „Hospizarbeit im Wohnheim für Menschen mit geistigen Behinderungen“.

Unter dem Motto: „Sorgekultur für Menschen am Lebensende“ war der Paul-Lechler-Preis 2018 ausgelobt. Und was steht nun hinter der Hospizarbeit im Wohnheim für Menschen mit geistigen Behinderungen?

Im Wohnheim auf der Karlshöhe in Ludwigsburg werden Menschen mit geistigen Behinderungen älter und sind schließlich so alt, dass sie in Rente und damit nicht mehr täglich in die Werkstatt gehen. Somit wurde dort eine Seniorentagesbetreuung eingerichtet. Immer wieder ist dort im Kreis und unter den Menschen das Thema Abschied nehmen, Sterben und Tod präsent, weil Eltern oder Geschwister der BewohnerInnen versterben, oder eben auch immer wieder ein MitbewohnerIn. Als vor gut zwei Jahren das Personal die Hospizbegleitung bei einem sterbenden Bewohner einbinden wollte, wurde die gerufene Ehrenamtliche vom Betroffenen abgelehnt, weil sie ihm nicht bekannt war. Eine Erfahrung, die Pia Helferstorfer, Mitarbeiterin im Wohnheim, und Katica Berzaj, Koordinatorin bei der Hospizinitiative, dazu verlasst hat, eine Möglichkeit zu überlegen, wo schon im Vorfeld die Kontaktherstellung erfolgen kann, die dann, wenn es tatsächlich zum Sterbeprozess kommt, trägt. Und so entstand das Angebot, dass ein kleiner Kreis von vier Hospizehrenamtlichen ganz regelmäßig ca. alle 3 – 4 Wochen abwechselnd an einem Tag in die Seniorentagesbetreuung kommen. So sind die Gesichter, die Stimmen, die Hände, die Ehrenamtlichen schon bekannt und werden erwartet. So gibt es regelmäßig ein großes „Hallo“, Wünsche, was miteinander unternommen werden soll, werden geäußert, und damit wird jeder Besuch der Ehrenamtlichen ganz einmalig und besonders. Mal ist das Gesprächsthema tatsächlich das Sterben und die Trauer, weil ein Angehöriger oder Mitbewohner gestorben ist, mal geht es aber auch um eine Partie Tischfußball oder ein Spaziergang wird unternommen.

Das war der erste Teil, der stetig fortgeführt wird und unterdessen ein fester Bestandteil der Seniorentagesbetreuung, sowie auch bei den Ehrenamtlichen der Hospizgruppe nicht mehr weg zu denken ist.

Doch bald stellten die Ehrenamtlichen auch fest, dass ihnen einiges an Wissen über diese speziellen Krankheitsbilder und auch über weitere Möglichkeiten der Kommunikation mit geistig behinderten Menschen fehlt. So hat Anfang März ein zweiter Teil des Projekts bzw. der Zusammenarbeit begonnen, nämlich dass Frau Helferstorfer einen speziellen Fachkurs für interessierte Hospizehrenamtliche hält. Nicht nur theoretisch werden sich die Ehrenamtlichen in zahlreichen Stunden weiterbilden, sondern auch Praxisanteile sind vorgesehen, so dass eben auch ein Alltag auf und in den Wohngruppen kennengelernt werden wird. So kann das gegenseitige Verständnis und das Miteinander immer mehr wachsen. Und natürlich besteht auch das Angebot von Seiten der Hospizmitarbeiterinnen, dass Mitarbeitende im Wohnheim speziell zu Hospiz- und Palliativthemen geschult werden können.

Haben diese Menschen ohnehin schon ein anderes Leben aufgrund ihrer Behinderung(en) verbracht, so steht nun die Sorgekultur, wenn sie tatsächlich am Ende ihres Lebens angekommen sind, noch einmal in einer besonderen Achtsamkeit und Zuwendung.

Mag es vielleicht vergleichsweise eine kleine Menschengruppe sein, so wurde diese Arbeit und diese Menschen doch mit der Preisverleihung für ein paar Stunden herausgehoben. Und es waren wirklich mehrere ganz besondere Stunden, am 20. März.

Schon bei der gemeinsamen Fahrt mit der S - Bahn nach Stuttgart begann die Vorfreude (und auch Aufregung). Einige Senioren aus dem Wohnheim waren mitgekommen, die im Hospitalhof schon von den Ehrenamtlichen der Hospizinitiative erwartet wurden. Ein wirklich sehr feierlicher Festakt und anschließend ein wunderbares Fest erwarteten alle Gäste, und nehmen Sie über die Bilder selber ein bisschen Anteil.

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei der Lechler-Stiftung und allen Gästen, die mit uns gefeiert haben, ganz herzlich bedanken. Es ist uns wirklich eine große Ehre und Anerkennung diesen Preis bekommen zu haben.

Sabine Horn