"Schau der Angst ins Gesicht und sie wird sich verändern!"

Unter der Leitung von Lis Bickel, Pädagogin und Kunsttherapeutin, Stuttgart, und Sr. Sabine Horn, Palliative-Care-Fachkraft in der Hospizinitiative Ludwigsburg, wurde erstmalig ein Fachstudientag von der Hospizinitiative in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin angeboten.

Das schwierige Thema "Angst" hatten sie sich vorgenommen, trotz des gesellschaftlichen Tabus, als "Professionelle" über eigene Ängste zu sprechen.

Dabei führen Angststörungen die Liste der psychischen Krankheitsformen an und nehmen sogar noch stetig zu. Palliative-Care-Fachkräfte begegnen jeden Tag in ihrem Beruf den Ängsten der Schwerstkranken und Sterbenden, die sie pflegen, der Familien, die sie begleiten, und auch ihren eigenen Ängsten. Denn das, was ich beim Anderen wahrnehme (seine Ängste), spiegelt mich (und meine Ängste) wider.

"Sinn der Angst ist der Schutz des Lebens" - so war es früher und ist es auch heute noch, die positive Facette von Angst lässt uns alle mit der notwendigen Vorsicht durchs Leben gehen. Aber Angst kann nicht nur unsere Helferin für das Überleben sein, sondern sie kann auch beherrschende und einengende Formen annehmen. So vielschichtig und individuell unsere Ängste auch sind, letztlich laufen sie immer auf die existentielle Angst und damit die Todesangst (die Angst des verlassen seins und des zerstört werdens) hinaus.

Im Laufe des Tages vergegenwärtigten sich die Fachkräfte nicht nur die Ängste der Patienten, der Angehörigen und ihre eigenen Ängste, sondern sie setzten sich auch mit den vier Grundformen der Angst, wie sie Fritz Riemann beschreibt, auseinander.

Und so war am Ende des Fachstudientages allen klar: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben nicht nur viel über Angst gelernt, sondern auch den eigenen Ängsten ins Gesicht gesehen und mit anderen darüber geredet. Und das wird auch wieder den Patienten zugute kommen, den Menschen, die ihnen in der Pflege anvertraut sind.

Juni 2005
Sr. Sabine Horn